BMW i3s – Was uns morgen bewegen könnte.
«Ich kann mich daran erinnern, dass es auf der ganzen Welt kein Auto gab, das Verstand genug besass, seinen Weg allein zu finden. Ich hatte tote Maschinen chauffiert, deren Steuerung jede Minute eine menschliche Hand benötigte. Ein Positronengehirn kann natürlich viel schneller reagieren als ein menschliches, und die Leute konnten ihre Hände von der Steuerung lassen. Man setzt sich hinein, gibt den Bestimmungsort an, und der Wagen findet seinen Weg.» Es ist ein für damalige Verhältnisse noch unvorstellbares Szenario, das der russisch-amerikanische Autor Isaac Asimov in seiner Kurzgeschichte «Sally» malte. Besagte Geschichte stammt aus dem Jahr 1953 – also aus einer Zeit, in der nicht nur das selbstfahrende Auto als Realität auf der Strasse in weiter Ferne lag, sondern rund um die Mobilität auf den ersten Blick eigentlich alles in bester Ordnung schien: Das Automobil versprach Unabhängigkeit und Freiheit, in vielen Staaten führte der wirtschaftliche Aufschwung zu einer wahren Motorisierungswelle, die Strassen waren in der Regel frei, Staus kannte man kaum. Ist das ein verklärter Blick zurück in die gute alte Zeit? Weil wir keinen Plan davon haben, wie wir den aktuellen Herausforderungen begegnen sollen? Hier geben wir Ihnen eine schöne, mögliche Antwort: Kommen Sie mit auf unsere Testfahrt, mit dem BMW i3s.
«Mobilität steht für den Blick nach vorn!»
Genau da, wo man in den meisten Fällen geplant hin möchte. Aber manchmal ist es so wie mit dem guten alten Schulterblick: Einmal kurz umdrehen verschafft neue Blickachsen. Und das ist von Bedeutung, denn Megatrends wie Digitalisierung, Globalisierung und Urbanisierung haben insbesondere auf einen Bereich gravierende Auswirkungen, und zwar auf Verkehr, Logistik und Mobilität. Die reibungslose Bewegung von Menschen, Waren und Daten ist daher auch eine der grössten Herausforderungen, der sich Gesellschaften, Unternehmen, aber zunehmend auch Private stellen müssen. Insofern bleibt es oder besser gesagt, wird es spannend! Aber keine Angst, wir haben für Sie natürlich wie immer einen möglichen Plan parat.
Der i3 war seiner Zeit voraus
Mit dem Verkaufsstart des i3 im Jahr 2013 war BMW seiner Zeit voraus. BMW’s Technologieträger für künftige E-Mobilität war das erste Modell der drei Jahre zuvor gegründeten Submarke BMW i und hatte zunächst eine rein elektrische Reichweite von 160 Kilometern. Das Auto wurde von Grund auf als Elektroauto konzipiert. Das im Innenraum verarbeitete Material sollte nachhaltig sein; wie zum Beispiel Holz oder Schilfgras. Der i3 war ausserdem das erste Serienfahrzeug mit einer aus kohlefaserverstärktem Kunststoff gefertigten Fahrgastzelle. Dadurch sollte das Auto leichter und die Reichweite maximiert werden. Doch nach und nach wurde klar, dass sich eine grössere Reichweite eher über bessere, grössere und zunehmend günstigere Batterien erzielen liess als über die ultraleichte aber kostenintensive Karosserie.
Auch optisch schien der i3 damals aus der Zeit gefallen zu sein. Der im Verhältnis zur Fahrzeuglänge von vier Metern recht hohe Aufbau – mit extrem kurzer Fronthaube – wich stark von der bisherigen und typischen BMW-Optik sowie den üblichen Fahrzeugformen anderer Hersteller ab. Die Proportionen waren jedoch der zweigeteilten Fahrzeugkonstruktion geschuldet. Dem unteren Teil des Fahrzeugs mit Batterie und Fahrwerk wurde die Fahrerkabine samt Antriebstechnik und Leistungselektronik einfach oben aufgesetzt. Einfach und funktional, aber nun zieht BMW seinem visionären Elektroauto doch bald den Stecker. Der Hersteller konzentriert sich auf andere Modelle und stärkt eine weitere Antriebstechnologie.
Umso mehr, der inzwischen testgefahrene BMW i3s hat das Image und den Auftritt des Münchner Autobauers trotzdem aufpoliert. Denn der i3s war und ist unter den Autos so etwas wie der Musterknabe der Öko-Bewegung geworden. Zudem sollte der i3s Emotionen schüren und den Fahrspass steigern. Auch wenn die Leistung der überarbeiteten E-Maschine – verglichen zwischen dem ursprünglichen i3 und dem von uns gefahrenen i3s – lediglich von 170 PS auf 184 PS kletterte und das maximale Drehmoment klettert von 250 auf 270 Nm; respektive sich der Sprint von 0 auf 100 km/h um vier Zehntel auf 6,9 Sekunden verkürzte; können wir nicht von extremen Unterschieden sprechen. Neben dem Anheben der Höchstgeschwindigkeit von 150 auf 160 km/h wurde zudem eine direktere Lenkung verbaut, ein Sportfahrwerk mit Tieferlegung integriert sowie eine um 4 cm breitere Spur eingeführt. Das sind echte Argumente!
Zukunftsweisendes Design
Breiter, tiefer, stärker: Mit der neuen Sportversion «s», des i3 stellt BMW eine Art elektrische M-Version vor.
Grosse Unterschiede beim Wichtigsten vollbracht
Bei der Reichweite für den i3s wurden 285 km angegeben; und auf unseren Testfahrten kam der BMW in der Tat bis zu 260 km weit. Das sind weit über 100 Kilometer mehr als beim Vorgängermodell. Gut ist zudem, dass sich ab Werk die neue, grössere Lithium-Ionen-Batterie an der Haushaltssteckdose mit 2,4 kW in rund 15 Stunden auf 80 Prozent laden lässt. Sprich über Nacht, in der eigenen Garage. Das ist wichtig!
Optional ist zudem ein Schnellladeanschluss erhältlich, der Gleichstrom bis zu 50 kW verdaut. Damit geht das Laden erheblich schneller: In rund 45 Minuten sind 80 Prozent der Batterie gefüllt. Für unterwegs ist das fast noch wichtiger. Schliesslich will man vorwärts kommen.
Was allgemein sehr positiv auffällt ist die Tatsache, dass die Spitzigkeit und die Beschleunigung beachtlich sind. Überholmanöver auf der Landstrasse vergehen damit wie im Flug. Und auch im Stadtverkehr ist der i3s wendig und knackig zu fahren. Das mag vielleicht auch am modifizierten Fahrwerk sowie an der neu kalibrierten Lenkung liegen.
Ein weiteres, nettes Detail ist, dass BMW, bei den vorher doch sehr dünnen Reifen, nun immerhin zwei Zentimeter mehr Gummi um die 20-Zoll-Felge wickelt. Zwar würde BMW-i-Chef Robert Irlinger sicher nicht von «Tuning» sprechen. Doch BMW hat auch an der Optik gefeilt und den i3 ein bisschen bulliger und breiter gemacht. Dass er zudem innen etwas ruhiger gestaltet wurde, ist auch richtige Weg. So sticht die eigenwillige Materialauswahl mit der Verkleidung aus nachwachsenden Rohstoffen nicht mehr ganz so deutlich ins Auge. Zudem gibt es für den i3 jetzt auch LED-Scheinwerfer, neue Aussenfarben und Materialien für den Innenraum. An der neuen Generation von Infotainment erinnert aktuell nur noch der etwas antiquierte Bildschirm ohne Touchfunktion an das «Gestern».
Konkreter Plan in Entwicklung
«Zwar gibt es keinen konkreten Plan für einen i3-Nachfolger», sagte der Marketingchef des Herstellers, Pieter Nota an der IAA. Nicht einmal, wann genau der i3 eingestellt werden soll. BMW werde aber auch nach dem möglichen Ende des i3 ein rein elektrisches Auto im Kompaktsegment anbieten und auch alle anderen Modelle des Konzerns sollen als reine Batterieautos oder Plug-In-Hybride angeboten werden. Bis 2023 sollen so mindestens 25 elektrifizierte Modelle angeboten werden, mehr als die Hälfte davon vollelektrisch. Mit der Studie Concept 4 zeigte BMW auf der IAA 2019 schon einmal, wie BMW’s E-Autos künftig aussehen könnten. Das vollelektrische Coupé wäre zum Beispiel schon ab 2021 als BMW i4 – auf einer einheitlichen Elektroplattform – bereit für den Markt. Aber vielleicht fährt ja der Erbe des i3 künftig sogar mit Wasserstoff. Wer weiss: BMW ist auf jeden Fall auf dem richtigen Weg und hat gleich viele mögliche Pläne in der Hand!
Ausgesuchte, technische Daten
Länge/Breite/Höhe mm
4000 mm/1790 mm/1590 mm
Leistung (Hybrid-Synchronmotor)
135 kW/184 PS, 270 Nm bei 1 U/min
Reichweite WLTP/CO2
270–285 km/0 g CO2/km
Beschleunigung 0–100 km/h
6,9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit
160 km/h