Frugalismus – Weniger ist mehr.
Frugalisten verfolgen das Ziel, möglichst früh im Leben finanziell unabhängig zu sein und/oder in Rente zu gehen. Einige Frugalisten erreichen dieses Ziel mit Anfang 30, manche mit 40 und andere später im Leben. Gleichzeitig investieren Frugalisten ihr Geld in Anleihen, Fonds und Immobilien. Dadurch generieren sie Dividenden, Zinseinnahmen und Mieteinnahmen. Die Erträge nutzen Frugalisten, um ihre Sparziele schneller zu erreichen. Der Name «Frugalisten» leitet sich vom Wort «frugal» ab. «Frugal» bedeutet: einfach, schlicht, sparsam. Die Bewegung der Frugalisten heißt «Frugalismus». Böse Zungen behaupten den frugalen Lebensstil auch als «extrem sparen». Um das Ziel der finanziellen Unabhängigkeit möglichst früh und schnell im Leben zu erreichen, haben sie verschiedene Ansätze: Zum Beispiel günstiges Wohnen. Einen aktuellen Trend dazu wollen wir Ihnen vorstellen. Und zwar das Konzept «Tiny House».
Um das Ziel der finanziellen Unabhängigkeit möglichst früh und schnell im Leben zu erreichen, haben sie verschiedene Ansätze:
- Ausgaben reduzieren
- Etwas Gebrauchtes statt etwas Neues
- Grosse Teile vom Gehalt sparen
- Günstig Wohnen
- Günstige Lebensmittel kaufen
- Investieren, um von Zinsen zu leben
- Sparsam leben
- Verzicht auf Genussmittel (Alkohol, Zigaretten)
- Verzicht aufs Auto, Designermöbel,
Restaurantbesuche, teure Technik
(Flachbildfernseher, Laptop, Smartphone)
Der frugale Lebensstil entstand während der letzten grossen Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008. Natürlich, wie so vieles, in den USA. Einige Amerikaner mussten einfach damit beginnen, bewusster auf ihre Ausgaben zu achten, um sich so grössere Freiheiten zu ermöglichen. Damit wollten sie nicht nur unnötige Kredite vermeiden, sondern auch früher aus dem Job-Alltag aussteigen. Gerade der Ausstieg aus dem Arbeitsalltag – bei dem viele von 9 bis 17 Uhr im Büro sein müssen – ist für viele Frugalisten eine der grössten Motivationen. Sobald sie genügend Geld gespart haben, können sie sich die Freiheit leisten, auf einen festen Job zu verzichten und zu arbeiten, wann sie wollen.
Frugalismus ist auch so etwas wie die logische Gegenbewegung zu den «Workaholic» und damit auch zum übermässigen, verantwortungslosen und grenzenlosen Konsum. Ausserdem ist Frugalismus eine Reaktion auf die Kreditwirtschaft. Frugalisten verzichten darum bewusst auf Kredite.
Worum es Frugalisten geht
Auch wenn hier oft «Verzicht» steht, so ist damit nicht gemeint, dass Frugalisten ihre Lebensqualität reduzieren, um ihre Sparziele zu erreichen, sondern das sie sparsam und genügsam sind. Ein Frugalist verzichtet gerne und er weiss, dass er damit sein langfristiges Ziel der finanziellen Unabhängigkeit erreichen wird.
Frugalisten hinterfragen ihre Gewohnheiten. Sie fragen sich, wo sie Geld verlieren und wo sie Geld sparen können. So stellt sich z.B. die Frage: Was ist besser? Im Restaurant essen oder zu Hause sich selbst etwas kochen? Frugalisten werden diese Frage mit «zu Hause kochen» beantworten, da sie so nicht nur Geld sparen, sondern sich sogar – im besten Fall – auch ein gesünderes Mahl zubereiten können, da sie die Zutaten kontrollieren.
Frugalisten geht es auch nicht darum, durch hohe Ausgaben etwas darzustellen. Sie finden es nicht erhebend, teure Autos zu fahren oder teure Technik zu besitzen, nur um sich mit den Marken zu schmücken und etwas darzustellen. Frugalisten verzichten auf Status durch teuren Besitz.
Naturnah leben
Neues Bewusstsein erleben, dank hoher Aufmerksamkeit im Kleinen. Kostet nichts, kann jeder immer und sofort beginnen. Ganz das Motto eines Frugalisten.
Wie Frugalismus funktioniert: die 3-Tage-Regel
Frugalisten wenden verschiedene Regeln an, um ihre Impulse in den Griff zu bekommen und Fehlkäufe zu vermeiden: Die 3-Tage-Regel hat folgende Bedeutung: Sieht man etwas, das einem gefällt und man will es sofort kaufen, so wartet man 3 Tage und stellt sich am dritten Tag folgende Frage: Will ich das jetzt wirklich kaufen?
Wird die Frage mit einem innigen und kräftigen «Ja» beantwortet, dann sollte der Gegenstand gekauft werden. Ist das «Ja» halbherzig oder ein «Nein», dann sollte auf den Kauf verzichtet werden.
Vorteile der 3-Tage-Regel: Wer die 3-Tage-Regel anwendet, erliegt nicht seinen Impulsen, Gelüsten oder spontanen Gefühlen. Gerade im Zeitalter der sofortigen Belohnung (Instant Gratification) und der sofortigen Lieferung, scheint jeder Impuls sofort und immer befriedigbar. Mit der 3-Tage-Regel durchbricht man diese Gewohnheit und gewinnt Freiheit zurück. Ausserdem kann so eine andere Frage beantwortet werden: «Warum kaufe ich das? Hilft es gegen Stress, hilft es gegen Langeweile oder fehlt mir etwas Emotionales?»
Dabei sind sich alle einig. Wir erleben aktuell einen noch nie dagewesenen «Nachhaltigkeitstrend». Parallel streben immer mehr Leute nach einem einfachen Leben. Das Thema Downsizing ist im Trend.
Menschen wollen sich aus den «Tretmühlen» befreien und entschliessen sich zum Beispiel freiwillig auf 18 m2 zu wohnen. Sie sagen dem dann «Leben, auf das Wesentliche reduziert!». Oft sind diese Leute gegen die immer höher werdenden Mietpreise oder gegen die Tatsache, dass ein Eigenheim kaum mehr ohne horrende Schulden zu erwerben ist. Die Antwort ist ein Tiny House und man bekommt es fixfertig ab 20’000.– Franken. Aber Vorsicht. Leben im Minihaus, bedeutet nicht nur, sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können, um frei zu sein, sondern ist auch nicht überall erlaubt. Denn die Minihäuser haben Räder. Neben der Frage nach dem «Wohin geht die Reise?» geht es aber auch um die Fragen: Wie lebt es sich ohne Luxus auf wenigen Quadratmetern? Und: Wie gross wird die neu gewonnene Freiheit im Minihaus wirklich sein?
«Eine einfache Regel dominiert
den Alltag eines Frugalisten:
Etwas, das man haben möchte,
nicht sofort zu kaufen! Nach 3 Tagen
stellt man sich die Frage: Brauche
ich das wirklich?»
Kleines Haus, grosses Glück
Die gute Nachricht ist: Dafür müsste man natürlich nicht erst in ein «Tiny House» ziehen, sondern jeder kann sofort, im Jetzt – sprich bei sich im ganz Normalen – mit dieser Lebensphilosophie starten: Statt Marken, Luxus und dem Unnötigen zu fröhnen, kann man versuchen, mit wenig zufriedener und auch glücklicher zu sein.
Das erste Minihaus kam aus Amerika
Steve Areen baute sich sein Traumhaus in nur sechs Wochen: ein rundes, orangefarbenes Minihaus auf einer thailändischen Mangofarm. Für umgerechnet 6500 Euro. Die Bilder seines Minihauses wurden bei Facebook über 100’000 Mal geteilt. Offenbar hat der US-Amerikaner damit einen Nerv getroffen. Tiny Houses sind zwischen zehn und 55 Quadratmeter gross, haben ursprünglich eine konventionelle Form mit einem Satteldach und sind oftmals auf Rädern montiert. In Zeiten steigender Mieten werden alternative Wohnmodelle immer interessanter. Auf kleinem Raum lebt es sich kostengünstig und zugleich umweltverträglicher.
Ideen dazu liefert die Tiny House-Bewegung, die in den USA seit Anfang des Jahrhunderts das Downsizing propagiert. Ein Trend, der auch in der Schweiz angekommen ist. Dennoch verhindern Bauvorschriften, Genehmigungspflichten und Strassenverkehrsverordnungen die Ausbreitung der Minihäuser.
Einige erste Besitzer lassen sich davon nicht abschrecken. Das neue Zuhause soll gerade mal 15 Quadratmeter gross werden: ein kleines, kompaktes Holzhaus auf Rädern, in dem Küche, Bad und Bett Platz finden sollen. Der Besitzer möchte einfach in der Natur autark leben. Eine besondere Herausforderung: Jeder Quadratmeter muss optimal durchdacht werden. Am Ende soll sein Haus 3,20 Meter hoch sein und nicht mehr als 3,3 Tonnen wiegen.
In einem Tiny House zu leben bedeutet für diese Besitzer persönliche Freiheit. Sie sparen Geld für den Bau und den Unterhalt und verschwenden weniger Energie, weniger Wasser und weniger Land. Dafür müssen Sie auf den wenigen Quadratmetern unterbringen, was sie zum Leben brauchen: Bett, Bücher, Küche, Toilette, Dusche, Kosmetik und allfällige Besucher. Dabei entscheiden sich Tiny House-Besitzer ganz bewusst gegen Komfort: «Die Einfachheit ist vielen wichtig. Viele Dinge zu besitzen, das bedeutet nicht mehr Lebensqualität», sagen sie.
Haben Frugalisten ihr Sparziel erreicht, dann sind sie «Herr» ihrer Zeit und können entscheiden, wie sie diese verbringen. Einige arbeiten freiwillig weiter in ihrem Beruf, weil es ihnen Freude macht, andere werden selbstständig und manche werden künstlerisch aktiv.
Muss das wirklich auf die harte Tour sein?
Wer einen Job hat, in dem er oder sie gut verdient, dem fällt das frugale Leben leichter. Die Einkünfte erlauben es einfach. Alleinerziehende und Geringverdiener können weniger oder gar nicht frugal leben, da ihre Finanzen dies nicht zulassen. Auch gestaltet sich der frugale Lebensstil mit Kindern schwieriger.
Bei einigen Frugalisten soll der frugale Lebensstil sogar so weit führen, dass diese auf Glühbirnen verzichten – um Strom zu sparen oder, dass diese die Toilettenspülungen reduzieren – um Wasser zu sparen. Damit zeigt sich, dass der frugale Lebensstil auch ins Geizige abrutschen kann. Spätestens dann, wenn es also zu «extrem» wird, scheitern ursprünglich gute Ansätze. Wir sind der Meinung, dass der Grundsatz eines bewussten Lebens erstrebenswert und wohl die Antwort auf ganz viele Probleme wäre.